Offener Brief des stellvertretenden Vorsitzenden Tarif der GdP München, Andreas Bauer
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Markus Söder,
in den letzten Tagen und Wochen taucht das Thema um den zukünftigen Fortbestand des Deutschlandtickets immer wieder in den Medien auf und wird mitunter auch unter den Beschäftigten heiß diskutiert.
Konnte man die zukünftige Steigerung um monatlich neun Euro noch zähneknirschend verkraften und in Teilen nachvollziehen, stellen Sie, Herr Dr. Söder, den generellen Fortbestand des Deutschlandtickets in der jetzigen Form in Frage. Da stellt sich mir die Frage – Warum?
Warum will man Beschäftigte wieder deutlicher finanziell belasten, wobei wir ohnehin schon unter der weiterhin hohen Inflation, vor allem im Lebensmittelbereich, ächzen?
Warum will man Gefahr laufen, dass ein Teil der Pendler wieder auf das Auto umsteigt und der eh schon dichte Verkehr in München noch deutlicher zunimmt?
Warum will man den Nutzern dieses Tickets die Freiheit wieder wegnehmen, an ihren freien Tagen, ohne zusätzliche finanzielle Belastung, beispielsweise in die Alpen zu fahren, um etwas für ihre Gesundheit zu tun oder um unser schönes Bundesland zu genießen und zu erleben?
In finanzieller Hinsicht spielt das Pendeln im MVV-Bereich wohl die größte Rolle und treibt viele Beschäftigte um.
Viele Polizeibeschäftigte pendeln aus den umliegenden Gemeinden und Landkreisen auf die Dienststellen in München. Um den finanziellen Aspekt zu beleuchten, braucht man nur in den angrenzenden Landkreis Ebersberg zu sehen und nehmen als Ausgangspunkt den Bahnhof Poing, gelegen an der S-Bahn Linie S2. Unsere fiktive Beschäftigte wäre im Polizeipräsidium in der Ettstraße beschäftigt und steigt am Marienplatz aus.
Ohne das Deutschlandticket haben Polizeibeschäftigte im Angestelltenverhältnis oder Verwaltungsdienst, im Vergleich zu Beschäftigten im Vollzugsdienst keine andere Möglichkeit, als das äquivalente Modell einer Monatskarte für den MVV zu nutzen, welche ab 01.01.2025 110,20€ monatlich kosten wird (Tarifgebiet M-1). Dem gegenüber stehen Kosten für das Deutschlandticket ab 01.01.2025 in Höhe von 58€ monatlich. Das entspricht Mehrkosten monatlich in Höhe von 52,20€. In Prozenten ausgedrückt ist dies eine Mehrbelastung in Höhe von 90%.
Härter trifft es Pendler, die an einem weiter entfernten Bahnhof starten, beispielsweise an der Endstation der Linie S2, in Erding. Hier liegen wir bei Kosten für das Monatsticket ab dem 01.01.2025 in Höhe von 200,80€ (Tarifgebiet M-4). Das entspricht Mehrkosten für die Beschäftigten in Höhe von 142,80€ monatlich. Eine Steigerung von 246,21%.
Als Vergleichswerte habe ich bewusst nur die monatlichen Kosten einer Standardmonatskarte gewählt, da ein weiterer Vorteil die monatliche Kündbarkeit des Deutschlandtickets darstellt. Bei den Varianten des Isar Card Job Ticket mit 10% Nachlass, ist dies nicht ohne weiteres möglich.
Herr Dr. Söder, wollen sie wirklich ihren Beschäftigten diese Mehrbelastung zumuten? In diesen schwierigen Zeiten?
In Zeiten, in denen sich die Personalgewinnung im Großraum München schwierig gestaltet!
In Zeiten, in denen man umso mehr auf seinen ökologischen Fußabdruck achten sollte!
In Zeiten, in denen Pendler im MVV durch zahlreiche Verspätungen und Ausfälle genug gestraft sind!
In Zeiten, in denen eine Entlastung der Pendler durch die verzögerte Fertigstellung der zweiten Stammstrecke weiter auf sich warten lässt!
In Zeiten, in denen eine Auszeit vom Alltag, mit finanziell günstigen Ausflügen in unser Bundesland einfach „guad duad“, nicht nur in den Ferien!
Mit Verwunderung und gewiss auch mit Verärgerung blickten viele ihrer Beschäftigten in der Vergangenheit schon darauf, dass sich die Staatsregierung nicht dazu durchringen konnte, das Deutschlandticket auch als Job-Ticket Variante anzubieten. Enttäuschte Blicke erntete man schon, wenn Beschäftigten der Landeshauptstadt München beispielsweise, diese zusätzliche Entlastung gewährt wurde.
Im Namen vieler Beschäftigten und gleichzeitig Pendler im MVV bitte ich Sie, überdenken Sie Ihre Haltung zum Deutschlandticket und lassen Sie diese Errungenschaft nicht sterben! Ihre Beschäftigten würden es Ihnen danken!
Andreas Bauer
Gewerkschaft der Polizei
stellvertretender Vorsitzender Tarif der BG München